Freitag, 15. Januar 2010

Neuer deutscher Rekord: 24 Stunden Höchstleistung im Hallenbad

Beim vierten BLS-24-Stunden-Schwimmen gab es nicht nur sportliche Erfolge: Es wurden auch 1400 Euro Spendengelder für Kinder in Not gesammelt.

Neu ist die Idee nicht. Die Spur des Langstreckenschwimmens lässt sich bis ins Jahr 1875 zurückverfolgen. Damals wagte der Brite Matthew Webb eine Durchquerung des Ärmelkanals. Er benötigte seinerzeit 21 Stunden. Bis heute ist die Faszination, die von solchen Extremsportereignisse ausgeht, ungebrochen.

Im Laufe der Geschichte entwickelte sich das Langstreckenschwimmen von einer Randsportart zur öffentlichen und medienwirksamen Großveranstaltung. Inzwischen, nach mehr als 130 Jahren, ist die Idee im Breitensport angekommen und erfreut sich unter dem Namen „24-Stunden-Schwimmen“ einer immer größer werdenden Beliebtheit.


Gute Stimmung: Auch am Beckenrand hatten die Teilnehmer sichtlich Spaß.

Zum vierten Mal veranstaltete die Wasserwacht Mellrichstadt im örtlichen Hallenbad ein solches Ereignis. Doch irrt, wer an eine bloße Nachahmung bereits bestehender Aktionen denkt. Besonders zwei Aspekte sind dafür verantwortlich, dass das Mellrichstädter BLS-24-Stunden-Schwimmen positiv auffällt: Ein Gutteil des beträchtlichen Erlöses kommt nämlich der Benefizaktion „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks zugute. Darüber hinaus soll die Veranstaltung auf die Qualitäten des hiesigen Hallenbads hinweisen und dieses stärker ins öffentliche Bewusstsein rufen. Unbewusst stellt sich die Frage, ob es den Verantwortlichen gelang, diesem Anspruch zu genügen. Ein Rückblick soll Klärung verschaffen.

Im Jahr 2006 ging die Veranstaltung mit 310 aktiven Schwimmern erstmals über die Bühne. Der Großteil der damaligen Teilnehmer kam aus Mellrichstadt. Bereits im Folgejahr konnten die Verantwortlichen einen beachtlichen Zuwachs verbuchen: 401 Teilnehmer waren Bestätigung genug für das Konzept der Veranstaltung. Ein Bericht in der „Abendschau“ des Bayerischen Rundfunks verhalf dem Mellrichstädter 24-Stunden-Schwimmen zu einer noch größeren Bekanntheit. Prompt meldeten sich im Jahr 2008 Mannschaften aus Manching und sogar Altötting an, auch aus Thüringen fanden etliche Schwimmbegeisterte den Weg nach Mellrichstadt. Insgesamt waren es 507 Teilnehmer. Der bis dato größte Erfolg. Im Ganzen 2346 geschwommene Kilometer standen am Ende zu Buche. Seit 2007 wird das 24-Stunden-Schwimmen als Benefizevent zugunsten der Aktion „Sternstunden“ durchgeführt. 2800 Euro konnten bisher für Kinder in Not gespendet werden.

Die Messlatte für das vierte 24-Stunden-Schwimmen lag also hoch. Würde es gelingen, noch mehr Besucher anzuziehen? Würden die Triathleten des TSV Mellrichstadt in der Mannschaftswertung – wie schon dreimal zuvor – die Nase vorn haben? Würde es gar einen neuen Rekord geben? Und wie hoch würde wohl die Summe der Spenden sein, die man überweisen könnte? Fragen über Fragen, die deutlich machten, dass es 2010 schwer werden würde, die Ergebnisse der Vorjahre zu überbieten.

Gut 24 Stunden später sind die Organisatoren der Schwimmaktion um etliche Stunden Schlaf ärmer und dafür um einige Antworten reicher. Mit 419 Teilnehmern liegt die Zahl der Schwimmer deutlich unter dem Vorjahresergebnis. Mitorganisator Klaus Nöthling sieht dies dennoch nicht als Rückschritt. So blieb zwar als logische Konsequenz die geschwommene Gesamtstrecke mit 2 092 750 Metern ebenfalls hinter der Rekordstrecke aus dem Jahr 2008 zurück, allerdings konnte die durchschnittliche Schwimmleistung pro Person von 4,6 auf 5,0 Kilometer verbessert werden.

Es versteht sich von selbst, dass diese Erhöhung nicht von ungefähr kam. Einen besonders großen, ja rekordverdächtigen, Beitrag dazu leistete Triathletin Anna-Lena Klee aus Ostheim. Innerhalb von 23 Stunden brach sie zunächst ihren erst vor acht Wochen aufgestellten deutschen Rekord im Langstreckenschwimmen, um ihn anschließend auf 65 000 Meter zu verbessern. Die Nachricht von ihrem Sieg sorgte für Furore. Im Gespräch mit dieser Zeitung verriet sie ihr Geheimrezept: selbst gebackene Möhren-Dinkel-Muffins.

Weniger Erfolg hatte die Mannschaft, für die Anna-Lena Klee startete. Nach drei Jahren in Folge auf dem ersten Platz mussten die Triathleten des TSV Mellrichstadt ihren Platz räumen. „Mainausdauershop.de“ heißt die neue Siegermannschaft. Den Schwimmern aus Wombach und Schweinfurt gelang gleich bei der ersten Wettbewerbsteilnahme ein Achtungserfolg. Nun gilt es, den Titel im kommenden Jahr zu verteidigen.

Vor diesem Hintergrund zog Hauptorganisator Florian Johannes ein durchwegs positives Resümee. Nicht zuletzt das neu entwickelte elektronische Zählsystem „e24h“ erleichterte die sonst mühevolle Arbeit mit Notizblock und Stift.

Was bleibt, ist ein gutes Gefühl und die Hoffnung, das Mellrichstädter Hallenbad verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerufen zu haben. Der schönste Erfolg ist wohl aber die Spendensumme, die am Ende zur Verfügung steht: 1400 Euro kommen notleidenden Kindern zugute. Das kann sich sehen lassen und macht Lust auf eine Fortschreibung der Erfolgsstory 24-Stunden-Schwimmen.



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